Zwei verschleiherte Frauen.

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Mädchen und Frauen im Salafismus

Nach salafistischer Ansicht sind Männer und Frauen vor Gott (und als dessen Schöpfung) zwar gleich viel wert, doch im täglichen Leben nicht gleichberechtigt. Salafisten verweisen auf Textstellen in Koran und Sunna, die für das Zusammenleben eindeutige Regeln aufstellen. Männer und Frauen, so sagen sie, unterscheiden sich in ihrer körperlichen und geistigen Verfassung und müssen deshalb unterschiedliche Rollen in der Gesellschaft ausfüllen. Neben der strikten Geschlechtertrennung in allen Bereichen gilt die körperliche Züchtigung von Frauen als zulässig. Trotzdem engagieren sich auch junge Frauen für den Salafismus. In Deutschland geht man von einem Frauenanteil von rund zehn Prozent innerhalb der salafistischen Szene aus. Salafistische Ehen werden über Heiratsmärkte im Internet vermittelt.


Welche Rolle spielen Frauen in der salafistischen Szene?

Die Rolle der Frauen innerhalb der salafistischen Szene hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Während früher ausschließlich ihre Rolle als Mutter, Ehefrau und Unterstützerin des Ehemanns betont wurde, traten Frauen in jüngerer Zeit mit organisatorischen Tätigkeiten hervor und leisteten logistische Unterstützung, insbesondere bei salafistischen Missionierungs- und Anwerbebestrebungen.

Frauen sind auch in gewaltorientierten, jihadistischen Szenen aktiv. Sie werben und radikalisieren vor allem über Internet-Plattformen und Messenger-Dienste.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Motivation westlicher Frauen, sich dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen.

Es sind Fälle von Frauen bekannt, die in jihadistische Kriegsgebiete gereist sind, um dort ihre Männer zu unterstützen. Auch einige unverheiratete Frauen haben sich auf den Weg nach Syrien oder in den Irak gemacht. Im Internet berichten sie, durch die Versorgung der Mujahidin (Glaubenskrieger) vor Ort einen wichtigen Beitrag für den Jihad leisten zu können.

Zwei Frauen an einem salafistischen „LIES“-Stand.
Die Koran-Verteilaktion „LIES!“ ist seit dem 15. November 2016 in Deutschland verboten.
Rollenwandel: von der Ehefrau zur Kämpferin

Die Rolle der Frau wird vom sogenannten Islamischen Staat primär als die der Ehefrau und Mutter stilisiert, die ihren Ehemann unterstützt. In den letzten Jahren hat sich die Rolle der Frauen innerhalb der salafistischen Szene aber teilweise gewandelt. Gelegentlich formulieren Frauen deutlicher den Wunsch, aktiv am Kampf teilzunehmen. Inzwischen sind im Internet Propagandavideos mit Frauen in Kampfanzügen und mit Waffen zu sehen.

Zwar werden Frauen in der jihadistischen Propaganda nur in Einzelfällen direkt dazu aufgefordert, Attentate zu begehen, jedoch werden sie von den Aufrufen zur Tatbegehung auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen.

Propaganda von und für Mädchen und Frauen

Einige jihadistische Angebote in sozialen Medien richten sich gezielt an Mädchen und junge Frauen. Sie vermitteln die Botschaft, dass das weibliche Geschlecht für den Jihad genauso wichtig ist wie das männliche. Die Zielgruppe wird dort angesprochen, wo sie sich im Netz am häufigsten aufhält: in sozialen Medien wie Facebook und Instagram sowie über Messenger-Dienste. Die Erstansprache verläuft in der Regel niedrigschwellig, der Jihad-Bezug ist auf den ersten Blick meist nicht erkennbar. Durch Teilen und Liken können sich solche Inhalte im Netz verbreiten und damit auch in der Alltagskommunikation junger Internetnutzerinnen ankommen.

Genderspezifische Präventionsansätze in Bayern

Obwohl die Radikalisierungsgründe von Jungen und Mädchen in der Regel ähnlich sind, können – insbesondere im Bezug auf extremistische Ansprachen – in der Präventionsarbeit auch die Berücksichtigung von Gender-Aspekten zielführend sein. Unter den Präventionsmaßnahmen des Netzwerks befinden sich daher auch Projekte,

  • die den Zugang zur Zielgruppe über Geschlechterrollen suchen,
  • radikalisierungsrelevante Themen aus beiden Geschlechterperspektiven betrachten und/oder
  • durch die Auflösung von Rollen-Stereotypen zu Empowerment und einer Resilienzsteigerung – also der Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit – beitragen.

Konzeptionelles Kernelement des Projekts MotherSchools ist die Arbeit mit Müttern von Jugendlichen zwischen elf und 28 Jahren. Sie werden unter anderem für erste Anzeichen einer möglichen Radikalisierung ihrer Kinder sensibilisiert und darin geschult, wie sie mit ihren Kindern auch zu Beginn einer Radikalisierung im Gespräch bleiben können. Weitere Informationen zum Projekt MotherSchools finden Sie in unserer Projektübersicht.

Im Projekt „ReThink – Freiheit beginnt im Kopf“ werden Jugendliche mit Migrations- oder Fluchterfahrung theaterpädagogisch dazu angeregt, unter anderem patriarchale Strukturen zu hinterfragen. Dabei werden auch kulturell geprägte Männlichkeitsvorstellungen und Beziehungsthemen offen thematisiert. Einen Überblick zum Projekt „ReThink“ finden Sie ebenfalls in unserer Projektübersicht.

Neben der landesweiten Projektarbeit setzen auch die Kommunalen Präventionsnetzwerke in Bayern einen bedarfsorientierten Schwerpunkt auf genderspezifische Arbeit vor Ort. 2017 entschloss sich zum Beispiel das Präventionsnetzwerk Augsburg dazu, einen Fokus auf genderspezifische Präventionsprojekte in der Kommune zu legen. Mehr zu den Maßnahmen des Augsburger Netzwerks zur Prävention von Radikalisierung finden Sie bei unseren Kommunalen Netzwerken.

Mehr zum Thema Gender und Islam finden Sie in der Veröffentlichung „Gender & Islam in Deutschland“ (PDF).

Über die Zusammenhänge von Geschlecht und extremistischen Ideologien erfahren Sie im Rahmen der Initiative „Radikalisierung hat kein Geschlecht“ https://www.stmas.bayern.de/radikalisierungspraevention/geschlechtundradikalisierung.php

 

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